Kurzbiografien unserer Gäste in alphabetischer Reihenfolge

Valérie Arato Salzer

Geboren 1978 in Zürich. Studium der Kunstgeschichte und Geschichte an der Universität Zürich. 2001-2008 Kunstvermittlung im Fotomuseum Winterthur und im Haus Konstruktiv Zürich. 2007-2012 stv. Geschäftsführerin Bollag Galleries Zürich. 2010-2013 Dozentin für Kunst- und Kulturgeschichte an der Kunstschule Wetzikon und an der Schule für Kunst und Design Zürich SKDZ. Seit 2013 Kulturbeauftragte des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebundes SIG: Schwerpunkte der Arbeit bei kulturpolitischen Themen und dem Erhalt und der Sichtbarmachung des jüdischen Kulturerbes in der Schweiz. Seit 2018 Geschäftsführerin des Vereins Doppeltür. 2019 CAS in Kulturpolitik und Kulturförderung an der ZHAW Winterthur. Lebt mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern in Zürich.

 

Alexandra Bandl ist Historikerin, Autorin aus Leipzig und im Vorstand des jüdischen Vereins TaMaR Deutschland. Sie promoviert zur Geschichte der Juden in Osteuropa mit einem Schwerpunkt auf Ungarn. Über ihren Forschungsaufenthalt in den USA und die Begegnung mit den dortigen antisemitischen Demonstrationen schrieb sie zuletzt einen Essay für die Monatszeitschrift Zeitzeichen.

 

Alan Bern

Geboren 1955 in Bloomington, Indiana, ist US-amerikanischer Komponist, Pianist, Akkordeonist, Musikpädagoge, Kultur- und Bildungsaktivist mit Sitz in Berlin seit 1987. Er ist Gründer und Künstlerischer Leiter des Yiddish Summer Weimar und der Other Music Academy (OMA). Seine Beiträge zur Erforschung, Verbreitung und kreativen Erneuerung der jüdischen Musik, u. a. durch Brave Old World, The Other Europeans und The Semer Ensemble, sind international anerkannt.[1] Er ist Begründer von Present-Time Composition, einer musikalischen und pädagogischen Methode, die unter Einbeziehung kognitionswissenschaftlicher Erkenntnisse Verfahren der Improvisation und der Komposition zusammenführt. Er erhielt 2016 den Weimar-Preis zur Anerkennung seines langjährigen Beitrags zum geistig-kulturellen Ansehen der Stadt Weimar. 2017 bekam er außerdem den Verdienstorden des Freistaats Thüringen verliehen. Vgl. auch www.alanbern.net

 

Erich Bloch

Geboren 1945 in Schaffhausen, als Staatenloser Sohn von Ernst Bloch sel. von Gailingen D und Endingen AG und Rosalia Rosenfeld aus Polen. Besuch der Schulen in Schaffhausen. Familie der Mutter gänzlich in Auschwitz ermordet, alle Geschwister des Vaters in Auschwitz ermordet. Einbürgerungsgesuch des Vaters aus politischen Gründen verunmöglicht. Sein Vater war im deutschen Widerstand tätig, verbunden mit zahlreichen Inhaftierungen in Deutschland und in der Schweiz. Verurteilt durch das Militärgericht der Schweiz zu sechs Monaten Gefängnis. 1961 plötzlicher Herztod des Vaters. Einbürgerung der Mutter mit den minderjährigen Kindern. 1961 Lehre als Elektriker. Studium an der Höheren Fachschule für Sozialpädagoge in Zürich mit Abschluss als Sozialpädagoge. 1974 Gewerkschaftssekretär in Schaffhausen. 1976 Wahl in den Großen Stadtrat von Schaffhausen. Von 1978 bis 1982 Fraktionspräsident. 1978 bis 1984 Kantonsrat, Mitglied der Einbürgerungskommission. Amtsvormund der Stadt Schaffhausen. 2003 Auswanderung mit seiner Ehefrau nach Israel. 2005 bis jetzt Delegierter der Auslandschweizer Organisation ASO für Israel. Präsident der SP International in Israel, Vorstand der SP International in Bern. Erich Bloch lebt in Netanya/IL.

 

Clemens Böckmann studierte in Hildesheim, Kiel, Lissabon und Tel Aviv. 2018 machte er seinen Masterabschluss im Bereich Sprache und Gestalt bei Prof. Oswald Egger an der Muthesius Kunsthochschule in Kiel. Seitdem lebt und arbeitet er als Autor, Veranstalter, Filmemacher und Herausgeber in Leipzig. Zuletzt erschien: (mit Yeongbin Lee) Rrtt. Stuttgart: Verlag für Handbücher 2021; als Herausgeber: Alvaro Maderholz: Springer Innen. Leipzig: Trottoir Noir 2021; (mit Johannes Spohr) Phantastische Gesellschaft. Gespräche über falsche und imaginierte Familiengeschichten zur NS-Verfolgung. Berlin: Neofelis 2022. Gegenwärtig forscht er zu den Möglichkeiten biografischen Erzählens und verfasst seinen ersten Roman über das Leben einer Sexarbeiterin im Dienst des Ministerium für Staatssicherheit der DDR.

 

Hannah Einhaus

Geboren 1962, freischaffende Publizistin und promovierte Historikerin. Zu ihren Schwerpunkten gehören Antisemitismus, Migration und interreligiöser Dialog. Seit 2015 selbstständig mit dem Text- und Kommunikationsbüro Worthaus für Text, Recherche, Lektorat und Kommunikation. Seit 2017 Redaktionsleitung des Magazins Forum der Jüdischen Gemeinde Bern. Seit 1993 Berufserfahrung in Journalismus, Abstimmungskampagnen und politischer Arbeit. Von 2000 bis 2014 Stadtredaktorin der Berner Zeitung, 2010 erschien das Buch «Die Welt in Bern» mit Porträts von 40 eingewanderten Männern und Frauen in Bern, 2016 folgte die Biografie des Anwalts und früheren SIG-Präsidenten Georges Brunschvig, Für Recht und Würde, ein Spiegelbild der realen Gleichberechtigung der jüdischen Minderheit in der Schweiz. Hannah Einhaus ist Vorstandsmitglied der CJA Schweiz und beteiligt sich an der Konzeptarbeit für ein offizielles Denkmal.

 

Eric W. Fraunholz ist seit 2019 geschäftsführender Direktor des Deutsch-Amerikanischen Instituts Sachsen, des ersten und einzigen Amerikahauses in Ostdeutschland, sowie zweiter Vorsitzender des Verbands der Deutsch-Amerikanischen Zentren. Er studierte Angewandte Informatik und Amerikanistik mit Schwerpunkt auf transatlantische Geistesgeschichte und politische Theorie. Sieben Jahre lang lehrte er amerikanische politische Theorie und Geschichte am Institut für Amerikanistik der Universität Leipzig sowie politische Theorie und transatlantische Geistesgeschichte am Institut für Politikwissenschaft der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Zuletzt veröffentlichte er gemeinsam mit führenden deutschen Transatlantikern „Transatlantisch? Traut Euch! Für eine Neue Übereinkunft zwischen Deutschland und Amerika“, eine Handlungsempfehlung an die deutsche Regierung und den Bundestag zur Stärkung der transatlantischen Beziehungen. 

 

Lisa Johanne Jacobs

Jahrgang 1991. Studium der Theologie, Philosophie und Germanistik. Mitarbeit bei Frau Prof. Dr. Dr. h.c. Monika Schwarz-Friesel im DFG Projekt Antisemitismus 2.0 und die Netzkultur des Hasses (https://www.hentrichhentrich.de/buch-judenhass-im-internet.html), im Anschluss beim JFDA als Projektmitarbeiterin in der politischen Bildung (https://juedisches-forum-demokratie-leben.de). Zurzeit ist sie Mitarbeiterin am Institut für Judaistik an der Universität Wien und promoviert zu Emotionen im verbalen Antisemitismus (in Reaktionen auf die Ausstrahlung der Serie Holocaust – Die Geschichte der Familie Weiss von 1979, 82 und 2019), ebenfalls bei Frau Schwarz-Friesel.

 

Peter Kamber

Geboren 1953 in Zürich, ist Historiker und Autor. In zahlreichen Reportagen, Essays und Büchern hat er die Schicksale von Menschen, die von den Nazis verfolgt, vertrieben oder auch ermordet wurden, in Erinnerung gerufen. Geschichte zweier Leben war sein erstes Buch, das erstmals 1990 erschien, es folgten u.a. Bücher über die Berliner Theater-Brüder Alfred und Fritz Rotter. Das Dokumentarvideo mit/über Inge Ginsberg ist sein bisher erster Film, in dem die Zeitzeugin interviewt. Peter Kamber lebt in Berlin und Zürich. Vgl. seine Website

 

Jacques Picard

ist Emeritus für Allgemeine und Jüdische Geschichte und Kulturen in der Moderne. Von 2001 bis 2009 wirkte er als Leiter des Instituts für Jüdische Studien, und von 2006 bis 2011 amtete er als Forschungsdekan der Philosophisch-Historischen Fakultät der Universität Basel. Er ist Mitglied des Leitungsgremiums des Zentrums Kulturelle Topografien der Universität Basel. Seinem Studium in Geschichte und Literaturwissenschaft an den Universitäten Fribourg (Lizentiat) und Bern (Promotion) folgten Forschungsaufenthalte in New York, New Mexico und Israel. 1996 bis 2001 war er Mitglied der von der Schweizer Regierung ernannten Unabhängigen Expertenkommission Schweiz – Zweiter Weltkrieg und wirkte in deren Aufbauphase als Forschungsleiter. Seither war und ist er verschiedentlich Mitglied in Schweizer Delegationen im Rahmen internationaler Organisationen (OSZE, Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa; ITF Holocaust Research, Education and Remembrance). Er wurde von Hochschulen und Museum in Europa und Nordamerika zu zahlreichen Gastreferaten und Panels eingeladen. Zu seinen Publikationen zählen u.a. Die Schweiz und die Juden 1933-1945 und Gebrochene Zeit. Forschungs- und Interessenschwerpunkte: Migrationsgesellschaften und ihre kulturellen Formen und Foren, das Verhältnis von Kulturen von Minderheiten zum gesellschaftlichen Mainstream, die kulturellen Wahrnehmung des Eigenen und Anderen in Alltag und Diskursen, der Wandel von Traditionen in Europa und Nordamerika sowie kulturelle Identitäten und gesellschaftspolitische Orientierungen in der Moderne.

 

Dominic Pugatsch

Seit 2016 Leiter Geschäftsstelle der Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus. Er studierte an der rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Luzern und promovierte im Bereich des Verwaltungsrechts. Assistent für Verwaltungs- und Öffentliches Recht sowie als juristischer Mitarbeiter in einer Direktion des Kantons Zürich und Tätigkeit während drei Jahren in einer Anwaltskanzlei.

 

Doron Rabinovici

1961 in Tel Aviv geboren, in Wien aufgewachsen, ist Schriftsteller und Historiker. Sein Werk umfasst Kurzgeschichten, Romane und wissenschaftliche Beiträge. In Österreich hat er immer wieder prominent Position gegen Rassismus und Antisemitismus bezogen. Für sein Werk wurde er zuletzt mit dem Anton-Wildgans-Preis und dem Ehrenpreis des österreichischen Buchhandels für Toleranz in Denken und Handeln ausgezeichnet. Vgl. auch www.suhrkamp.de

 

Elianna Renner

Die 1977 in der Schweiz geborene und in Deutschland lebende Künstlerin Elianna Renner arbeitet an der Schnittstelle von Biografie und Geschichte. In ihren Arbeiten hinterfragt sie historische Narrative und deren Auslassungen - immer mit dem Ziel die hinter dem Vergessenen oder Verschwiegenen stehenden Machtverhältnisse sichtbar zu machen. Vgl. auch www.eliannarenner.com

 

Joel Rubin

Geboren 1955 in Los Angeles. Er gilt als einer der führenden Interpreten der osteuropäisch-jüdischen Instrumentalmusik, des Klezmer. Zu seinen Bewunderern und Förderern gehören bedeutende Klezmer-Musiker wie die Klarinettisten Dave Tarras und Max Epstein sowie der Klarinetten-Virtuose Richard Stoltzman, Avantgarde-Komponist John Zorn und Nobelpreisträger und Dichter Roald Hoffmann. Rubin studierte mit Stoltzman und Kalmen Opperman, besuchte das California Institute of the Arts und schloss die State University of New York at Purchase mit einem BFA ab. Seinen Doktortitel erhielt er von der City University London für seine Arbeit in Musikethnologie über Improvisation und Ornamentierung in der Klezmer-Klarinette. Er lehrte an der Humboldt-Universität zu Berlin, der Cornell University, Syracuse University, am Ithaca College und ist zurzeit Assistant Professor und Director of Music Performance am McIntire Department of Music der University of Virginia. Neben Auftritten mit traditionellen Musikern wie den Epstein Brothers („A Tickle in the Heart“), Moshe „Moussa“ Berlin, Leon Schwartz, Sid Beckerman, Pete Sokolow, Danny Rubinstein, Ben Bazyler und Leopold Kozlowski arbeitete er auch mit den Seymour Rexsite und Miriam Kressyn, zwei Schauspielern und Sängern des Jiddischen Theaters und Films. Rubin leitet seit 1994 das internationale Joel Rubin Ensemble (auch bekannt als Joel Rubin Jewish Music Ensemble, USA/Ungarn/Italien) und gründete einige erfolgreiche Klezmer-Ensembles, einschließlich der Gruppe Brave Old World. Seine CD-Einspielungen „Midnight Prayer“ (2007), „Beregovski’s Khasene“ (Beregovski’s Wedding, 1997), „Bessarabian Symphony“ (1994), „Zeydes un Eyniklekh“ (Großväter und Enkel, 1995) und „Hungry Hearts“ (1998) gelten als Meisterwerke klassischer osteuropäischer und amerikanisch-jüdischer Musik. Seine Musik ist in dem preisgekrönten Dokumentarfilm über das Epstein Brothers-Orchester, “A Tickle in the Heart” (BRD/Schweiz/USA 1996) zu hören. Rubins Konzerttätigkeit erstreckt sich auf Europa, Nordamerika und Asien; Meisterklassen und Workshops führten ihn u. a. an das New England Conservatory of Music, die Yale University u.a.m. Vgl. auch www.joelrubinklezmer.com

 

Johannes Spohr

lebt als freier Historiker in Berlin. Er promovierte an der Universität Hamburg zur Ukraine in der Zeit des Rückzugs der Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg (Die Ukraine 1943/44. Loyalitäten und Gewalt im Kontext der Kriegswende, Metropol 2021). Das Thema biografischer Erfindungen im Kontext der Shoah beschäftigt ihn, seitdem Teile einer Dokumentation, die von ihm herausgegeben wurde, sich im Jahr 2018 als falsch erwiesen (Verheerende Bilanz: Der Antisemitismus der Linken. Klaus Rózsa und Wolfgang Seibert zwischen Abkehr, kritischer Distanz und Aktivismus, Neofelis 2017). Auch im beruflichen Alltag ist Johannes Spohr mit dem Abgleich erzählter und faktisch belegbarer Familiengeschichten befasst: Seit 2020 betreibt er einen Recherchedienst (present-past.net) zum Nationalsozialismus in Familie und Gesellschaft.